Kurt Palm: Der Wadenmesser
22. Juli 2022, 21 Uhr
Einführung und Film im Innenhof des Prevenhuberhauses
Abseits ausgetretener Rezeptionspfade begibt sich Kurt Palm auf die Suche nach den verwischten Spuren des Genies Wolfgang „Amadeus“ Mozart und findet einen begnadeten Fäkalkomiker, einen besessenen Spieler und einen Anarchisten, der sich am liebsten „Edler von Sauschwanz“ nannte.
In seiner ganzen Vielseitigkeit als Reisender, Rechercheur, Autor, Koch, Regisseur und Kulturvermittler hat Palm ein filmisches Mozart-Alphabet geschaffen, von A wie Amadeus bis Z wie - natürlich! - Zauberflöte. Wer denkt, das sei nichts Neues, der sollte sich überraschen lassen von C wie Colloredo, J wie Jamben, P wie Pyramide oder W wie Wadenmessen.
Palm nimmt die Zuschauer auf zwei Reiserouten mit, die Mozart mit seiner Familie bzw. seiner Frau gewählt hat: von seinem Geburtsort Salzburg zu seinem späteren Sterbeort Wien - in der Luft, zu Lande und unter (!) Wasser. Das macht vor allem L wie Lust auf Mozart!
Über den Film
Der leidenschaftliche Kulturvermittler, Autor und Regisseur Kurt Palm widmet sich in seinem Kinodokumentarfilm DER WADENMESSER dem Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart. Stilistisch folgt Palm in seinem Künstlerportrait dem höchst erfolgreichen Konzept seines Films „Der Schnitt durch die Kehle oder Die Auferstehung des Adalbert Stifter“, nur dass in Stifters Leben neben der Dichtung die Natur eine Hauptrolle spielte, während in Mozarts Leben neben der Musik vor allem die Bewegung, das Reisen im Mittelpunkt stand.
Kurt Palm nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer daher auf zwei Reiserouten mit, die Mozart mit seiner Familie bzw. seiner Frau gewählt hat – von seinem Geburtsort Salzburg zu seinem späteren Sterbeort Wien. Wie gewohnt öffnet Palm dabei eine unkonventionelle Sicht auf das Genie und den Menschen Mozart. Er hat sich in den letzten 15 Jahren intensiv mit Mozart beschäftigt, was u. a. zur Inszenierung „Die Zauberflöte Fast Forward“ für die Szene Salzburg oder zu seinen ungewöhnlichen „Mozart-Kochtheater“- Abenden führte. Für seinen Film DER WADENMESSER reist Palm u. a. mit einer Pferdekutsche und einem Schiff und erhebt sich mit einem Heißluftballon wie einst zur Zeit Mozarts in die Lüfte.
Auch musikalisch geht DER WADENMESSER neue, spannende Wege und bietet dabei vor allem drei Arten von Musik: Stücke von Mozart, die neu interpretiert werden; Texte von Mozart, die von heutigen Musikern vertont werden und diverse Kompositionen, die von Chrono Popp nach Werken von Mozart neu geschrieben wurden.
Interview mit Kurt Palm (aus Kino macht Schule, Österreich 2004)
Bernhard Lichtenberger von den Oberösterreichische Nachrichten
OÖN: Im Filmtitel fehlt der Name Amadeus?
Palm: So hat er auch nicht geheißen. Das ist Legendenbildung. In der Taufurkunde steht Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart. Er hat sich nie Amadeus genannt, höchstens Amadé oder Edler von Sauschwanz oder Gnagflow Trazom. Er hat sich Dutzende Spitznamen gegeben, aber nie Amadeus.
OÖN: Falco sang vom exaltierten Superstar, Oskar Werner verkörperte Mozart verklärt, und Milos Forman zeigte den genialen, kleinen Saubartl. Was ist Ihr Mozart-Bild?
Palm: Das gültige Mozart-Bild gibt es generell nicht. Wir arbeiten mit Versatzstücken, die übrig geblieben sind. Mir geht es darum, das Raue, Wilde, Dreckige herauszuholen, nicht die in Salzburg allgegenwärtige Ikone.
Mozart war ein Fäkalkomiker, ein Verehrer des Drecks. Mozarts Hanswurst-Stück „Die Liebesprobe“, das wir heute im Ottensheimer Gasthof „Zur Post“ uraufführen, handelt auch vom Dreck, vom Schmecken und vom Stinken.
OÖN: Was war Mozart noch?
Palm: Ein Billard- und Kartenspieler, der Unsummen verloren hat. Auf der anderen Seite hat er sehr viel Geld eingenommen. Am Anfang seiner Wiener Zeit war er der bestverdienende Komponist. Er hat tolle Wohnungen gehabt, jene in der Domgasse kostete 460 Gulden im Jahr. Sein Dienstmädchen hat im Jahr 12 Gulden verdient.
Er war ein Superstar. In seiner Spitzenzeit war er vom Marktwert her das, was Robbie Williams heute ist. Als es bergab gegangen ist, weil sich die Leute nicht mehr für seine Musik interessiert haben, war er wie Michael Jackson. Päderast war Mozart aber keiner.
Eintritt 18,–
Infobüro Rathaus, 07355-6255-37
Abendkassa